Mit der Zeit verwobene Geheimnisse

Kapitel 1

Edward Hawthorne und Amelia

Heute wurde Amelias zwanzigster Geburtstag gefeiert.

Sie kam früh nach Hause und schlüpfte in ein edles, maßgeschneidertes Kleid, das Gerard für sie ausgesucht hatte. Wie eine fein gearbeitete Puppe saß sie im Flur und starrte mit großen Augen auf den üppigen Kristallleuchter, der über ihr hing und dessen Licht sie in seinen Bann zog.

Die Zeit schleppte sich dahin, jedes Ticken der Uhr dehnte sich zur Ewigkeit.

Gerard trat leise ein und stellte sich neben sie, sein Auftreten war respektvoll. Miss, wenn Sie noch ein wenig warten könnten, Mr. Edward Hawthorne ist auf dem Weg.

Amelia nickte, 'Okay.'

Gerard bemerkte ihre Besorgnis und fügte beruhigend hinzu: "Kein Grund zur Sorge. Er mag dich wirklich.

Sie zwang sich zu einem Lächeln, "Ich weiß.

Damit zog sich Gerard schweigend zurück und ließ den weitläufigen Flur leer und still zurück, bis auf Amelia selbst.

Als sich die Einsamkeit um sie herum ausbreitete, stieß Amelia einen leisen Seufzer aus, ihre steife Haltung entspannte sich allmählich, während sie in die Couch sank und ihre Gedanken umherwirbelten.

Edward Hawthorne würde kommen? Mochte er sie? Sie konnte nicht umhin, sich zu fragen, ob er sie in seiner Hektik vergessen hatte. Und was das Mögen anging...

Amelia hatte noch nie mit Edward zu tun gehabt. Wie konnte er sie denn mögen?

Es war zwölf Jahre her, dass er begonnen hatte, sie zu fördern, als sie gerade acht Jahre alt war, und doch hatte sie sein Gesicht nie gesehen. Edward Hawthorne hatte immer nur in Gerards Worten existiert, in Geschäftsberichten und Finanznachrichten, gelegentlich tauchte er in den Schlagzeilen der Unterhaltungspresse auf.

Die Erinnerung an den Tag, an dem sie von seiner Patenschaft erfuhr, hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt.

Sie erinnerte sich lebhaft daran: ein trostloser Tag im St. Catherine's Orphanage, wo die Atmosphäre von Verzweiflung und Monotonie geprägt war. Dann, an einem schicksalhaften Nachmittag, war die Direktorin auf sie zugekommen, mit Augen, in denen ein fast ungläubiger Neid schimmerte. Amelia, du wurdest von Edward Hawthorne gesponsert.

Edward Hawthorne? Wer war er?

Obwohl Amelia keine Ahnung hatte, wer er war, machte der Tonfall der Schulleiterin deutlich, dass dieser Edward eine wichtige Person war.

Mit acht Jahren war Amelia reifer als die meisten Kinder in ihrem Alter; sie hatte gelernt, die Nuancen in der Mimik der Erwachsenen zu lesen, die unausgesprochenen Wahrheiten hinter ihren Worten. Kurz nach der Ankündigung der Schulleiterin kam jemand herein, nahm sanft ihre Hand und führte sie weg. Man zog ihr frische Kleider an, wusch ihr das Gesicht, säuberte ihre schmutzigen Hände und kämmte ihr verfilztes Haar sorgfältig zu einem ordentlichen Pferdeschwanz.

Als Amelia vor dem Spiegel stand und auf die gereinigte und polierte Version ihrer selbst starrte, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf, dass sie vielleicht gerade den Ort, den sie verabscheute, hinter sich ließ und in eine Welt eintrat, nach der sie sich lange gesehnt hatte.

Diese Welt, wie die Erwachsenen sie nannten, war die Welt, in die Edward Hawthorne sie bringen würde.

Obwohl sie unsicher war, verspürte sie einen Anflug von Hoffnung, als sie aus dem Waisenhaus trat. Was sie erwartete, war eine Reihe von prächtig geparkten Luxusautos, ein beeindruckender Anblick, der ihr den Atem raubte.

Doch es war die hochgewachsene Gestalt, die ihre Aufmerksamkeit zuerst auf sich zog.
Er stand mit dem Rücken zu ihr und strahlte eine stolze und distanzierte Haltung aus, während alle um ihn herum ihm den größten Respekt zollten.

Sie nannten ihn ehrfürchtig - Edward Hawthorne.

Edward Hawthorne", hörte sie die Stimme der Schulleiterin durch die Luft hallen, "Amelia ist hier, um dich zu sehen".

Als er sich leicht bewegte, um sich umzudrehen, spürte Amelia, wie sie nervös wurde und ihre Hände unbeholfen zitterten.

Seine Anwesenheit war überwältigend.

Mit einer angeborenen Vornehmheit beherrschte er den Raum, stand einfach nur da und zog alle Blicke auf sich, wobei sich Bewunderung in ihre Mienen einbrannte.

Amelia war atemlos und fasziniert von seinem Anblick, als er sich langsam zu ihr drehte.

Kapitel 2

**Erinnerung für immer**

Als ein leiser, melodischer Klingelton die Luft erfüllte, hielt Edward Hawthorne kurz inne und griff nach dem Telefon, das ihm angeboten wurde. Er hob es an sein Ohr.

Nach einem langen Moment antwortete er einfach: "In Ordnung, ich bin auf dem Weg.

Kaum hatte er das gesagt, beugte sich jemand hinunter, um ihm die Autotür zu öffnen. 'Mr. Hawthorne, bitte.'

Er trat vor, bereit, auf den Rücksitz zu rutschen, doch dann kam ihm ein Gedanke in den Sinn. Er blickte auf, seine Augen schweiften zu einem weit entfernten Punkt, fast so, als würde er mit sich selbst sprechen. Seine Stimme war tief und hallend, fast fesselnd, als er murmelte: "Amelia, richtig? Bringen Sie sie nach Hause und kümmern Sie sich gut um sie. Lass sie sich nicht vernachlässigt fühlen.

'Ja, Mr. Hawthorne', kam die gehorsame Antwort.

Diese Worte waren für immer in Amelias Gedächtnis eingebrannt.

Für ihn war es nur ein einfacher Befehl.

Edward Hawthorne war diese Art von Mann - er konnte einen einfachen Tag in einen Sturm verwandeln. Mit gerade einmal achtzehn Jahren hatte er bereits begonnen, sich von der Masse abzuheben, und nach all den Jahren hatte die Zeit seine Brillanz nur noch verstärkt.

Amelias Leben hatte durch ihn eine dramatische Wendung genommen, die sie in eine Existenz katapultierte, die glamouröser war als die einer Gesellschaftsdame und reicher als die einer Erbin.

Aber alles, was er ihr hinterlassen hatte, war die Erinnerung an seine Silhouette - die Gestalt, die nie zurückkehrte.

Die verschnörkelte Uhr in der großen Halle schlug die Stunde, feierlich und hallend, und holte Amelia in die Gegenwart zurück.

Es war bereits vier Uhr nachmittags.

Würde Edward Hawthorne nicht doch noch kommen?

Seit dem Tag, an dem er sie aus dem St. Catherine's Orphanage geholt hatte, hatte Amelia ihn nicht mehr gesehen. Jetzt befand sie sich allein in dem weitläufigen Rosewood Manor, umgeben von Jasper, ein paar Dienern, einem Gärtner und einem Fahrer.

Edward hatte nie einen Fuß in diese Mauern gesetzt.

Mehrmals hatte Amelia ihn aufsuchen wollen, war aber von Jasper davon abgehalten worden. Doch ihre Neugierde auf Edward war unstillbar. Einmal hatte sie sich zu Hawthorne Enterprises geschlichen, nur um von seinem Assistenten schnell zurückgebracht zu werden.

Sie war verwirrt: Warum hatte Edward sie finanziert, wenn er nicht die Absicht hatte, sie wiederzusehen? Jasper betonte oft, dass Edward Gefühle für sie hatte, aber das ergab keinen Sinn.

Sogar ein Haustier hätte in all den Jahren eine gewisse Anerkennung erfahren müssen! Sicherlich hätte er sich einen Moment Zeit nehmen können, um zu sehen, wie sie sich entwickelt hatte. Und sie hatte hart gearbeitet, um ihm zu beweisen, dass er Recht hatte; sie gehörte stets zu den besten Schülern, war herausragend in Tanz, Klavier und Malerei.

Heute war ihr zwanzigster Geburtstag, und Amelia dachte, dass Jasper vielleicht Edward informiert hatte, was ihn vielleicht daran erinnerte, dass sie überhaupt existierte. Sie hatte das Gefühl, endlich alt genug zu sein, und glaubte, es sei an der Zeit, ihn zu sehen.

Er würde sich wahrscheinlich nicht mehr an sie erinnern - nur ein weiterer Name, der in seinem geschäftigen Leben unterging.

Während diese Gedanken in ihrem Kopf herumwirbelten, stieß sie ein kleines Lachen aus und beugte sich vor, um einen Schluck Wasser aus ihrem Glas zu nehmen. Plötzlich hörte sie das gleichförmige Geräusch der Dienerschaft: "Mr. Hawthorne ist angekommen.

Ein panischer Schock durchfuhr sie, als das Wasser in ihrer Kehle stecken blieb und sie heftig husten musste, wobei ihre Wangen tiefrot wurden.
Er war hier? Edward Hawthorne war einfach so gekommen?

Noch vor wenigen Augenblicken war sie überzeugt gewesen, dass er nicht kommen würde.

Die Schritte kamen näher, und sie spürte, wie sich ihre Angst steigerte. In ihrem Bemühen, das Husten zu unterdrücken, machte sie es nur noch schlimmer und Tränen stiegen ihr in die Augen.

Das war eine Katastrophe. Wenn Edward sie so sehen würde, wären alle ihre Bemühungen, sich auf ihr erstes Treffen vorzubereiten, umsonst gewesen.

Dies sollte ihr großer Moment sein! Sie wollte, dass er sie von ihrer besten Seite sah, dass er sie für perfekt hielt. Für Amelia blieb Edward Hawthorne überlebensgroß, unerreichbar und anziehend.

Kapitel 3

Erstes offizielles Zusammentreffen

Amelia hatte sich umgedreht, aber es war nicht zu übersehen - Edward Hawthorne war gerade hereingekommen, und er kam direkt auf sie zu.

Nach all den Jahren konnte sie seine Anwesenheit immer noch wie eine Schockwelle spüren.

Sie wagte nicht zu vergessen, und sie konnte es auch nicht.

Die Schritte hielten direkt hinter ihr inne, und die Stille im Raum war ohrenbetäubend. Edward Hawthorne stand da, nah genug, dass sie das Gewicht seines Blickes spüren konnte, ohne sich umzudrehen.

Ihr Körper versteifte sich, und sie hielt ihren Blick auf den Couchtisch vor ihr gerichtet. Verdammt, hätte sie nur nicht soeben einen Schluck Wasser getrunken, dann wäre sie jetzt nicht so aufgeregt!

Dies war ihr erstes offizielles Treffen, und sie konnte nicht glauben, dass sie es so vermasselt hatte!

Die sorgfältig einstudierte Szene in ihrem Kopf hatte sich perfekt abgespielt: Er würde in den Raum schreiten, sie würde sich anmutig von der Couch erheben, sich ihm mit einem selbstbewussten Lächeln zuwenden und sagen: "Mr. Hawthorne, es ist mir eine Freude, Sie endlich kennenzulernen. Es ist viel zu lange her.

Aber hier war sie, in einem dichten Nebel von Unbeholfenheit, und niemand sagte ein Wort.

Schließlich kam Jasper ihr zu Hilfe und streckte ihr eine ordentlich gefaltete Serviette entgegen. Amelia nahm sie dankbar an, tupfte sich eilig die Lippen ab und strich sich das Haar glatt, bevor sie den Mut aufbrachte, sich umzudrehen.

Edward hatte die ganze Szene beobachtet, sein Gesichtsausdruck war unverändert, eine kühle Maske der Gelassenheit.

Als sie ihm endlich gegenüberstand, fiel ihr auf, wie nahe sie sich waren. Wenn sie nur einen Schritt vorwärts ging, konnte sie den Ärmel seines maßgeschneiderten Anzugs berühren.

In ihrer Vorstellung war Edward Hawthorne immer eher ein Schatten gewesen - eine Gestalt, die sie noch nicht im vollen Licht hatte sehen können.

Sicher, sie kannte seinen Ruf, die unzähligen Schlagzeilen und Geschäftsartikel, die über sein Leben in Briarwood berichteten. Aber als er jetzt vor ihr stand, war Edward noch umwerfender, als er auf den Titelseiten der Magazine dargestellt worden war.

Er trug ein perfekt geschnittenes marineblaues Hemd, seine Krawatte war präzise geknotet, eine Hand steckte lässig in der Tasche. Seine Gesichtszüge waren markant, die Lippen zu einer schmalen Linie gepresst und die Kieferlinie scharf wie aus Stein gehauen. Selbst in seiner Stille war er bemerkenswert fesselnd.

Amelia war wie in Trance, ihr Blick blieb auf ihm haften, während sich die Stille weiter ausdehnte, und sie vergaß völlig, dass sie sie eigentlich brechen sollte.

Erst als er die Stirn leicht runzelte, wurde sie in die Realität zurückgerissen.

Wie konnte sie nur dastehen und ihn wie eine Idiotin anstarren?

Das war mehr als peinlich. Die Situation entsprach ganz und gar nicht ihrer ursprünglichen Vorstellung!

Sie würde doch keinen schlechten Eindruck bei Edward hinterlassen, oder?

Mit Herzrasen und einem Gefühl der Unbeholfenheit in den Gliedern stammelte sie: "Mr. Hawthorne, hallo. Ich-Ich bin Amelia. Sie wissen schon, wie in 'chillig' und 'fallende Blätter'. Wir... wir haben uns vor vielen Jahren kennen gelernt...

Ihre Worte purzelten durcheinander und ließen all das Selbstvertrauen vermissen, das sie zu zeigen gehofft hatte.

Edward ergriff plötzlich die Gelegenheit, seine Stimme war tief und vertraut: "Du bist jetzt zwanzig.
'... Ja, Mr. Hawthorne", antwortete sie und spürte, wie ihre Wangen rot wurden.

Sie spürte, wie sein scharfer Blick sie überflog und seine Augenbrauen sich leicht hoben, als würde er sie auf eine Weise beurteilen, wie nur er es konnte.

Dann verstummte er und tauschte einen kurzen Blick mit Jasper.

Jasper, wie immer ein Profi, stand stramm und begann mit seinem Bericht. Mr. Hawthorne, dieses Jahr ist Miss Amelias zwanzigster Geburtstag. Es ist auch Ihr erster Besuch hier. Wie Sie uns mitgeteilt haben, hat sie Ihre Ankunft sehnlichst erwartet. Mr. Montgomery erwähnte, dass Sie ihr persönlich ein Geschenk überreichen würden. Der Geburtstagskuchen ist fertig - brauchen Sie noch etwas?

Kapitel 4

Eine Geburtstagsüberraschung

Edward Hawthorne stand da, eine stoische Präsenz inmitten der Menge.

Amelia fühlte ihr Herz rasen. Das Geburtstagsgeschenk - ein Paket direkt von Edward selbst? Das war eine Premiere; normalerweise suchte Reginald Montgomery etwas aus und überreichte es in Edwards Namen.

Unauffällig blickte sie auf, um einen Blick auf Edwards Gesicht zu werfen, doch er starrte sie direkt an.

Überrumpelt blieb Amelia der Atem im Hals stecken. Edward Hawthorne hatte etwas an sich, das sie klein und untypisch aufgeregt machte und sie ihrer üblichen Gelassenheit beraubte.

Jasper war verstummt, und es kam Amelia so vor, als ob auch er verstummt wäre; die große Halle war in eine fast erstickende Stille gehüllt.

Hast du Angst vor mir?

Bevor sie registrieren konnte, wie er ihr so nahe gekommen war, stand Edward direkt vor ihr, beugte sich gerade so weit herunter, dass sich ihre Blicke trafen, und das Gewicht seiner Worte hing in der Luft.

Amelia schüttelte schnell den Kopf.

'Oh?'

Nein", antwortete sie, ihre Stimme war kaum höher als ein Flüstern. 'Sie sind mein Wohltäter. Ich kann niemanden fürchten, der so viel für mich getan hat. I... ich bewundere Sie.

Als die Worte ihre Lippen verließen, bemerkte Amelia ein Flackern in Edwards Blick, eine subtile Veränderung, die sie neugierig machte.

Was dachte er gerade? Es kam ihr vor wie ein Rätsel, das nur Reginald Montgomery lösen konnte, aber selbst er würde wahrscheinlich schweigen.

Edward bewegte sich leicht, seine Krawatte schwankte mit einer Eleganz, die zu seinem Verhalten passte. Genauso gut", sagte er fast zu sich selbst.

Noch immer verblüfft über seine Worte, hörte sie, wie er sich an Jasper wandte. 'Ist ihr Ausweis in Ordnung?

'Ja, Mr. Hawthorne', antwortete Jasper.

'Gut.' Edward drehte sich wieder zu Amelia um und sah ihr in die Augen. 'Amelia, komm mit mir.'

Es war das erste Mal, dass er ihren Namen aussprach, und er rollte von seiner Zunge wie ein Versprechen.

Seine Stimme, tief und anziehend, löste in ihr ein unerwartetes Gefühl der Verbundenheit aus.

Mr. Hawthorne, wohin gehen wir?", stammelte sie.

Um Ihnen Ihre Geburtstagsüberraschung zu geben", antwortete er und ging ohne ein weiteres Wort zur Tür.

Amelia stand wie angewurzelt auf der Stelle und sah mit offenem Mund zu, wie er sich zurückzog.

Miss, Sie sollten Mr. Hawthorne folgen - er wird nicht den ganzen Tag warten", drängte Jasper sanft.

'Oh... richtig!', riss sie sich aus ihrer Benommenheit und machte sich eilig auf den Weg, um ihm zu folgen.

Sie hielt bewusst einen sicheren Abstand zu ihm ein, um ihm weder zu nahe noch zu weit zu kommen. Gemeinsam verließen sie das Rosewood Manor, einen Ort, der für seine Üppigkeit und geflüsterten Geheimnisse bekannt war.

Sobald sie die Schwelle überschritten hatten, hielt Edward abrupt inne. Amelia blieb kurz hinter ihm stehen und konnte gerade noch einen Zusammenstoß vermeiden.

Eine sanfte Brise kräuselte die Luft und trug einen schwachen Duft mit sich, der eindeutig Edward entsprach - eine Mischung aus Raffinesse und unbestreitbarer Anziehungskraft.

Er war ein Mann der wenigen Worte, eine stille Kraft, die sie in ihren Bann zog und Amelia einen Moment lang in Gedanken versinken ließ. Was genau ging ihm durch den Kopf? Sie sehnte sich danach, es zu erfahren, und ein unvermutetes Verlangen, ihm näher zu kommen, stieg in ihr auf.
Der Name Edward Hawthorne löste immer einen Unterton von Ehrfurcht aus, der den Frauen von Briarwood weiche Knie bereitete.

Amelia...", murmelte er und unterbrach ihre Träumerei mit ihrem Namen.

Das ist ein schöner Name", sagte er, bevor er zielstrebig auf ein elegantes Auto zuging, das im Garten geparkt war. Der Fahrer öffnete ihm augenblicklich die Tür, und er beugte sich leicht vor, um hineinzugleiten. Das Fenster ließ sich mühelos herunterkurbeln.

Amelia eilte zum Auto, und ihre Gedanken rasten vor Unsicherheit. Sollte sie einsteigen? War sie überhaupt eingeladen? Wäre es ein großer Fehler, wenn sie ohne seine ausdrückliche Erlaubnis einsteigen würde?

Angst durchströmte sie, als sie sich daran erinnerte, dass sie heute schon zweimal vor ihm gestolpert war.

Fräulein, Ihre Mitfahrgelegenheit ist hier hinten", unterbrach sie eine Stimme von hinten.

Reginald Montgomery?", sagte sie und drehte sich um, um sein vertrautes Gesicht zu sehen.

'In der Tat, Miss. Es ist schön, Sie zu sehen.

War er hier, um sie zu begleiten? Aber bedeutete das nicht, dass sie nicht mit Edward reiten würde? Verwirrung legte sich wie ein schwerer Mantel um sie.

Amelia zögerte, hin- und hergerissen zwischen zwei Welten - einer Welt mit unbestreitbarer Anziehungskraft, die von Geheimnissen umhüllt war, und der anderen, die in der Realität verankert war und durch Reginalds ständige Präsenz gefestigt wurde.  Es war nicht abzusehen, welche von beiden sie zu dem Ziel führen würde, das sie wirklich anstrebte.

Kapitel 5

Das Rathaus

Reginald Montgomery sah sie mit einer Mischung aus Sorge und Verständnis an. Miss Eleanor, nur damit Sie es wissen: Mr. Edward teilt sich nie ein Auto mit jemandem.

Was war das denn für eine Marotte?

Amelia dachte darüber nach, entschied sich aber, mit Anstand zu antworten. 'Na gut.'

Sie kletterte in Edward Hawthornes Ersatzwagen, mit Reginald Montgomery am Steuer.

Auf dem Rücksitz starrte Amelia aus dem Fenster und spürte, wie sich der Druck von Edwards Anwesenheit langsam auflöste, während die Stadt an ihr vorbeizog.

Edward Hawthorne hatte sich endlich dazu entschlossen, die Hand auszustrecken, und dieses Mal behauptete er, er hätte ein Geburtstagsgeschenk für sie. Was für ein Geschenk könnte das sein?

Aber er schien kaum der Typ zu sein, der ein Geschenk für sie aussuchen würde.

Schließlich war sie nur eine Fußnote in seinem Leben - jemand völlig Unwichtiges, sonst wäre er schon längst zurückgekommen.

Und die Tatsache, dass er Gerard Stone gebeten hatte, alle ihre persönlichen Ausweise mitzubringen... Wozu in aller Welt brauchte er das?

Fragen gingen ihr durch den Kopf, aber bevor sie sich auf eine festlegen konnte, kam der Wagen zum Stehen. Reginald drehte sich durch den Rückspiegel zu ihr um. 'Miss Eleanor, wir sind angekommen. Bitte steigen Sie aus; Mr. Edward wartet auf Sie.

Danke", antwortete sie mit einer Mischung aus Nervosität und Vorfreude in der Stimme.

Als sie aus dem Auto stieg, fiel ihr Blick auf Edward, der auf dem Bordstein stand.

Er war so rätselhaft wie immer und strahlte eine Art von Coolness aus, die ihr Herz zum Rasen brachte und ihr den Kopf verdrehte.

Gerade als sie ihre Gedanken sammelte, um ihn anzusprechen, kam eine Frau hinzu, die sich mit einer beunruhigenden Vertrautheit an Edward heranschlich.

Amelia erstarrte, unvorbereitet.

Die beiden wechselten ein paar Worte, wobei Edwards Tonfall ausgesprochen lässig und doch irgendwie engagiert war.

Nach einer gefühlten Ewigkeit wandte er sich zum Gehen, die Frau im Schlepptau, und Amelia sah zu, wie sie direkt ins Rathaus gingen.

Warte - das Rathaus.

Die Realität schlug ein wie ein Donnerschlag. Edward hatte sie hierher gebracht? Sie war so auf ihn fixiert gewesen, dass sie gar nicht gemerkt hatte, wo sie waren.

Was hatte er mit dieser Frau im Rathaus zu tun? Wollten sie heiraten? Oder war es etwas Schlimmeres - eine Scheidung? Aber keines der beiden Szenarien schien passend.

Sie hatte noch nie gehört, dass Edward verheiratet war, aber wenn sie eine Ehe eingingen, dann musste diese Frau etwas Besonderes in seinem Leben sein. Doch Edwards Verhalten ließ etwas anderes vermuten. Die Art und Weise, wie er die Frau ansah, war viel kälter als die Art, wie er sie ansah.

Amelia fühlte sich überwältigt, ihre Gedanken überschlugen sich und prallten aufeinander.

Entschlossen, die Wahrheit herauszufinden, beschloss sie, ihnen ins Haus zu folgen.

In diesem Moment erschien Reginald neben ihr. Miss Eleanor, bitte folgen Sie mir.

'Ins Rathaus?' Sie zeigte zögernd auf ihn.

'Ja.'

Bist du sicher, dass das für mich bestimmt ist?", fragte sie und blickte zu Edward.

'Auf jeden Fall, Miss Eleanor.'

Mit einem verwirrten Nicken folgte sie Reginald in die City Hall.

Drinnen neigte sich der Nachmittag dem Ende zu, der Ort war fast menschenleer, die Luft schwer von einer Endgültigkeit.

Amelia fühlte sich fehl am Platz, wie ein heller Fleck in einem schwach beleuchteten Raum.
Schon bald sah sie Edward und die Frau aus dem Bereich der Scheidungsanmeldung kommen. Beide trugen kleine grüne Bücher in der Hand.

Scheidungspapiere.

Amelias Herz sank. Edward Hawthorne war bereits verheiratet gewesen?

Er reichte Reginald beiläufig die Scheidungsurkunde, blickte dann zu ihr und sagte: "Eleanor, komm her.

Sie bewegte sich zu ihm, eine Mischung aus Verwirrung und Furcht umgab sie.

Bevor sie ein Wort sagen konnte, durchbrach die hohe Stimme der Frau die Luft. Edward Hawthorne, was ist los mit mir? Ich bin Isabella Fletcher! Gestern wolltest du dich scheiden lassen, heute trennst du dich gerichtlich - wie kannst du nur so herzlos sein?

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