Ein ungeschriebenes Leben umarmen

Kapitel 1

Der Himmel im Juni war unbeständig und spiegelte das unberechenbare Herz eines Kindes wider. Nur zwei Meter von ihrem Fenster entfernt schwankte ein großer Baum heftig im aufkommenden Wind und kündigte den aufziehenden Sturm an. Eliza Blackwood konnte es in ihren Knochen spüren - ein Sturm war im Anmarsch, und es würde kein sanfter sein.

Drinnen war die Luft stickig und heiß. Die Rufe und Kampfschreie vom Trainingsplatz draußen hallten wider, erfüllt von Entschlossenheit und Schweiß, während die Männer bis an ihre Grenzen gingen. Eliza stand da, die Arme verschränkt, starrte sie aufmerksam an und hatte Mühe, ihren Mann, Richard Hawthorne, in einem Meer von Tarnkleidung zu erkennen. In diesem brutalen Sommerdunst sahen sie alle gleich aus.

Nur einen halben Tag zuvor hatte sich für sie alles verändert. Sie war Mitte der 1980er Jahre wiedergeboren worden, gefangen im Körper eines Fremden, während die Erinnerungen an Eleanor Blackwood - die Frau, der dieses Leben einst gehört hatte - jetzt durch ihren Geist strömten. Die Ähnlichkeit ihrer Namen vermittelte ihr ein düsteres Gefühl der Beruhigung; wenn sie sich nahe genug standen, würde der Übergang vielleicht nicht so erschütternd sein. Sie seufzte, erleichtert, dass sie wenigstens nicht mit einem völlig fremden Namen konfrontiert werden würde.

Eliza war in einen militärischen Familienkomplex gezogen, eine weitläufige Anlage mit einem großen Hof und verschiedenen Wohnbereichen. Sie waren durch eine Mauer voneinander getrennt, und eine kleine Tür verband das Quartier der Militärs mit den Wohnungen. Sie stand am Fenster des Schlafzimmers im vierten Stock und lauschte aufmerksam dem Ruf der Signalhörner. Für sie als Neuankömmling war dies eine bizarre und aufregende Welt, die sie noch nie zuvor gesehen hatte.

Ihr früheres Leben kam ihr wie ein verblassender Traum vor, und sie wünschte sich oft, es wäre nur ein Traum. Die vertrauten Gesichter um sie herum waren nichts als Masken, hinter denen sich Unaufrichtigkeit verbarg, umhüllt von Gefühlen, die ebenso kalt und schlüpfrig waren wie Schlangen. Sie ließ ihre Gedanken abschweifen und überlegte, ob ein Neuanfang und eine neue Identität vielleicht doch nicht so schlecht wären. Vielleicht, nur vielleicht, könnte sie einen Weg finden, diese zweite Chance zu genießen.

Dennoch, dieser Ort...

Die Wände waren mit Motivationspostern und Fotos unbekannter Berühmtheiten zugekleistert; die hölzernen Fensterrahmen waren mit einem Schreibtisch vollgestopft, auf dem fleckige Tassen, schmutzige Essstäbchen, ungewaschene Schüsseln, billige Kosmetika und olivgrüne Taschen lagen.

Die Luft war abgestanden und stank. Erst jetzt bemerkte sie den Stapel schmutziger Kleidung in der Ecke. In dieser brütenden Hitze blieb der Dreck unberührt. Wie unordentlich konnte ein Mensch sein, dass seine Lebensbedingungen so völlig außer Kontrolle gerieten?

Auf dem Schreibtisch fiel ihr ein kleiner Spiegel ins Auge. Als sie ihn aufhob und ihr Spiegelbild betrachtete, überkam sie das Grauen. Der Spiegel entglitt ihrem Griff und zerschellte auf dem Boden, während sie verwirrt neben ihrem Bett zusammensackte.

Ihr Haar war ein fettiges Durcheinander, die Augen halb geschlossen von den Überresten des Schlafes, und ein rundes Gesicht, das ihre Augen ganz zu verbergen schien, mit einem Doppelkinn, das über ihren Hals hing.

Bin ich das wirklich? Wie ekelhaft! Als sie das erste Mal in diesem Körper aufwachte, stellte sie verzweifelt fest, dass sie unbestreitbar übergewichtig war. Sicher, es machte ihr nichts aus, mollig zu sein, aber das ging zu weit.
Einst war sie zierlich gewesen, ein Bild von zarter Schönheit. Jetzt fühlte sie sich wie eine völlig Fremde, eine schwer zu schluckende Pille.

Sie nahm sich einen Moment Zeit und begutachtete sich selbst: ein militärgrünes Hemd mit Knöpfen, das ihr kaum Platz bot und das sie hastig über ihren Körper geworfen hatte. Darunter hing eine weite graue Hose, die sich schwer und unbequem anfühlte. Hätte sie nicht Eleanors Erinnerungen, um sich zu erden, hätte sie sich vielleicht für eine abgenutzte ältere Frau gehalten. Sie saß eine Weile da und ließ die Erkenntnis ihres neuen Ichs auf sich wirken, wobei sich ein reumütiges Lächeln auf ihre Lippen schlich. Welcher kosmische Scherz hatte sie in den Körper eines solchen Schurken gesteckt?

Eliza kannte sich jetzt nur zu gut: schlampig, übergewichtig, unkultiviert und ohne Ehrgeiz. Diese Eigenschaften waren zu ihrer neuen Realität geworden. Zwei Monate, in denen sie mit ihrem Mann zusammenlebte, hatten bei fast allen Frauen im Haus für Unmut gesorgt. Sie war eine Schnorrerin, die unvernünftige Wutanfälle bekam, durch die Gemüsegärten anderer trampelte und sogar Kindern ohne zu zögern Dinge wegschnappte.

Mit einem Stöhnen vergrub sie ihr Gesicht in den Händen. Wie konnte sie sich in diesem Zustand da draußen zeigen?

Dann erinnerte sie sich an Eleanors größten Wunsch - die Zuneigung ihres Mannes zu gewinnen und endlich ein Bett mit ihm zu teilen. Aber wie sollte das überhaupt möglich sein, wenn ihr Körper die Hälfte des Bettes beanspruchte?

Nach einer gefühlten Ewigkeit holte Eliza tief Luft. Ungeachtet ihrer neuen Umstände war sie immer noch eine fähige Frau des 21. Jahrhunderts. Wenn irgendjemand das Ruder herumreißen konnte, dann war sie es.

Sie war also ein bisschen übergewichtig?

Das war in Ordnung. Abnehmen war machbar.

Sie war also ein Wrack?

Keine große Sache - ihr wahres Ich war nichts, wenn es nicht fleißig war.

Ihre Umgangsformen waren also etwas grobschlächtig?

Wen interessierte das? Sie hatte eine höhere Ausbildung hinter sich, sie konnte sich anpassen.

Hatte sie also nicht viele Freunde?

Das war in Ordnung; selbst wenn die ganze Welt sich von ihr abwenden würde, würde sie sich immer noch schätzen.

Sie wollte also endlich ihre Ehe vollziehen?

Eliza blickte an sich herunter und schätzte ihr Gewicht auf etwa einhundertsechzig bis einhundertsiebzig Pfund. Puh, das schien eine ziemliche Herausforderung zu sein.

In diesem Moment murrte ihr Magen und protestierte gegen seinen leeren Zustand. Sie nahm ihren Mut zusammen und griff nach dem Türgriff. Mit einer Drehung des Schlüssels betrat sie diese neue Umgebung und freute sich auf das Leben, das vor ihr lag.

Als sie die Tür öffnete, strömte ein säuerlicher Geruch in das winzige Wohnzimmer und drohte sie kalt zu erwischen. War dies wirklich ein Ort, an dem Menschen lebten? In dem quadratischen Raum gab es keine Geräte, außer einem einzigen Tisch, der von klapprigen Hockern umgeben war, die mit schmutzigem Geschirr beladen waren. Der Boden war mit dunklen Flecken übersät; in einer Ecke standen ein paar Schränke, die mit Gerümpel überquollen. Direkt gegenüber von ihr befand sich ein schmaler Flur, der zur Küche und zum Badezimmer führte.

Gott sei Dank waren Küche und Bad getrennt; sie hatte sich vor den beengten Gemeinschaftseinrichtungen aus den 80er Jahren gefürchtet, die im Fernsehen gezeigt wurden.

Sie nahm all ihre Kraft zusammen und betrat die Küche, wobei sich Aufregung mit Entsetzen mischte, als sie das Chaos sah. Es sah aus wie ein Müllcontainer. Schließlich entdeckte sie in der Ecke eine gewebte Tüte und schwor sich, mit dem Aufräumen zu beginnen. In diesem Moment wurde sie von einem Donnerschlag aufgeschreckt, gefolgt von einem heftigen Regenschauer. In Panik öffnete sie eilig die Fenster im ganzen Haus, in der Hoffnung, etwas frische Luft hereinzulassen.
Aber die Tür zum Schlafzimmer nebenan blieb fest verschlossen, und eine Welle der Traurigkeit überkam sie - war dieses Gefühl ein Überbleibsel von Eleanors Geist? Verweilte ihr Bewusstsein noch?

Eliza schüttelte den Kopf, entschlossen, ihren eigenen Weg zu gehen, selbst inmitten der Schatten eines anderen Lebens.

Kapitel 2

Eliza Blackwood atmete tief durch und versuchte, ihre Enttäuschung abzuschütteln. Warum blies sie nur Trübsal? Ihr Leben war aus den Fugen geraten, und sie musste sich zusammenreißen.

Ein Windstoß fegte durch das Fenster und wirbelte die stickige Luft in der kleinen Wohnung auf. Trotz ihrer Bemühungen war es immer noch brütend heiß, und schon nach kurzer Zeit der Bewegung war ihr der Schweiß auf den Rücken gelaufen.

Es lagen keine ausgefallenen Reinigungs- oder Scheuermittel herum, also durchwühlte sie das Badezimmer und fand eine halbe Tüte Waschmittel. Sie füllte einen Eimer mit Wasser und machte sich an die Arbeit. Sie schrubbte einen schmutzigen Mopp, bis er wieder ansehnlich war, und zerriss dann ein altes, zerfetztes Hemd zu einem provisorischen Lappen. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, alles abzuwischen, und am Ende war sie schweißgebadet.

Die Wohnung sah etwas sauberer aus, aber sie war weit entfernt von ihrer alten, sonnigen, aufgeräumten Wohnung. Erschöpft ließ sie sich auf den wackeligen Hocker fallen, ihr Magen knurrte lauter als sonst. Als sie vorhin in der Küche war, hatte sie eine Packung Nudeln und eine Handvoll Blattgemüse entdeckt. Sie kochte eine schnelle Mahlzeit und schöpfte eine Schüssel voll, aber selbst nachdem sie fertig war, verspürte sie ein unstillbares Verlangen nach einer weiteren Portion. Eine zweite Portion konnte sie sich auf keinen Fall leisten - eine Diät zum Abnehmen war nicht verhandelbar.

Sie unterdrückte diesen Drang und schlurfte in ihr Schlafzimmer. Ihre Kleidung klebte an ihr wie eine feuchte, saure zweite Haut. Als sie ihren Kleiderschrank durchwühlte, fand sie ein Durcheinander von Kleidungsstücken. Meine Güte, wie faul konnte man sein? Es dauerte eine Ewigkeit, bis sie das Chaos durchschaut hatte, aber es gelang ihr, zwei Kleidungsstücke herauszuziehen, die für den Moment ausreichten.

Zu ihrem Entsetzen war kein einziges Kleid in Sicht. Wie konnte jemand einen Kleiderschrank ohne Röcke haben? Wahrscheinlich war die Figur der Vorbesitzerin ihnen nicht gerade entgegenkommend. Sie entschied sich für ein geblümtes Button-up-Hemd und eine Hose, die sich anständig anfühlte - sicher aus dem Stoff, den ihre Großmutter als "dacal" bezeichnete. Nach einer schnellen, erfrischenden Dusche zog sie sich ihr neues Outfit an. Sie fühlte sich ein wenig verjüngt, warf einen Blick in den Spiegel, griff ohne zu zögern nach einer Schere und schnippelte an ihrem Haar herum, um einen Seitenscheitel zu machen, der stylish genug aussah. Es war an der Zeit, sich von diesem "unordentlichen Dutt" zu verabschieden; Frauen wie sie brauchten langes Haar für ihren unbestreitbaren Charme. In einem Monat oder so würde sie genug Länge haben, um es wieder zurückzubinden.

Sie fuhr sich mit den Fingern durch ihr immer noch nasses Haar und zog eine Grimasse bei dem Gedanken an den möglichen Gewichtsverlust - wenn sie auch nur ein Pfund pro Tag schaffte, würde sie immer noch einen ernsthaften Kampf mit ihrem Gewicht führen. Abnehmen war ein Marathon, kein Sprint, und eine falsche Abzweigung konnte alles zum Entgleisen bringen. Nachdem sie lange an ihrem Aussehen gefeilt hatte, seufzte sie schließlich und setzte den Spiegel ab. Letzten Endes waren Körper nur Gefäße, was machte das schon? Dreck und Knochen, das ist doch egal.

Auch die Bettwäsche und die Kissenbezüge waren klebrig und eklig. Also zog sie alles aus und warf es zum Einweichen in eine große Schüssel mit Wasser, wobei sie spürte, wie das Gewicht etwas nachließ. Doch als sie in der Stille innehielt, brach eine Welle der Leere über sie herein, die ihre Gedanken über die Zukunft umspülte, und alles, was ihr dort begegnete, war Verwirrung - nur pure Ungewissheit.
Draußen hatte der Regen aufgehört, aber bedrohliche Wolken hingen am Himmel. Sie eilte zum Fenster ihres Schlafzimmers und sah die Auszubildenden auf dem Hof, die steif wie junge Wächter stramm standen. Sie waren durchnässt, ihre Kleidung klebte eng an ihrem Körper. Hatte denn niemand Angst, sich nach all dem Regen zu erkälten?

Ihr neues Zuhause war weit entfernt von ihrer früheren hellen und ordentlichen Wohnung. Es fühlte sich schmerzlich kahl an, mit kaum Möbeln - ein trauriger, einsamer Raum ohne eine richtige Couch oder andere Annehmlichkeiten.

Sie sortierte die Überreste ihres Schreibtisches aus und ließ nur das Nützliche zurück: einen schlichten, weißen Kaffeebecher und eine Stofftasche. In der Tasche befanden sich ein Schlüsselbund, ein paar Bezugsscheine und unerwartet viel Geld. Die Rationierungsscheine waren eine Erinnerung an die Vergangenheit, wie etwas aus einem Museum - eine Erinnerung an eine andere Zeit. Sie musste sich ein Lachen verkneifen, als sie die Handvoll Bargeld durchblätterte und sich immer wieder vergewisserte - waren das wirklich nur vier Dollar und sechzig Cent? In Anbetracht des Zustands der Welt schien das nicht richtig zu sein.

Nur eine glänzende Uhr stach ihr ins Auge, aber als sie versuchte, sie umzuschnallen, passte sie kaum. Geschichten von ihrer Großmutter schwirrten ihr durch den Kopf - Hochzeitsgeschenke waren immer drei Dinge: ein Fahrrad, eine Uhr und eine Nähmaschine. Was für eine Enttäuschung; das hier war eindeutig ein Geschenk ihrer Tante. Meine Güte, die Vorbesitzerin hatte einen fragwürdigen Geschmack. Aber sie ließ es auf sich beruhen - vielleicht konnte sie es später wieder gutmachen.

Vorsichtig steckte sie die vier Dollar und sechzig Cent ein und fragte sich, was sie damit wohl kaufen könnte. Ihre Großmutter hatte immer gesagt, dass man sich Geld hart verdienen muss, aber selbst eine Handvoll wie diese sollte noch ziemlich weit reichen, oder?

Eliza Blackwood drückte die Scheine zwischen ihren Fingern und dachte über ihre Situation nach. Nach längerem Nachdenken schnappte sie sich den kleinen Hocker und rollte ihn zurück ins Badezimmer, um dort Wäsche zu waschen. Wann hatte sie sich das letzte Mal die Zeit genommen, Wäsche mit der Hand zu schrubben und zu waschen? Der Akt erinnerte sie an ihre Highschoolzeit, als sie sich von ihrer Tante distanziert hatte, um ihr die Last zu erleichtern. Unabhängigkeit war nicht immer einfach, aber sie fand große Befriedigung darin, für sich selbst zu sorgen.

Gedanken an Margaret Hawthorne - ihre Tante mit dem strähnigen weißen Haar und dem vertrauten, sanften Lächeln - durchfluteten ihr Herz mit Nostalgie. Würde sie überhaupt an sie denken?

Nach zwei großen Wannen voller Wäsche und mehreren Spülgängen hatte sie endlich alles sauber bekommen, obwohl sie völlig erschöpft war, als sie ihre frischen Kleider anzog - nur um sie wieder in Schweiß zu tauchen. Sie schenkte sich ein Glas abgekochtes Wasser ein und erinnerte sich daran, dass sie viel trinken musste. Nichts verschlimmerte den Kampf gegen den Hunger mehr, als ihn zusammen mit dem Heißhunger auszuschwitzen.

Sie nahm sich die Zeit, einen Schluck aus dem Becher zu nehmen, und spürte, wie sich ihr Magen ein wenig beruhigte, aber sie wusste, dass das nicht ausreichen würde. Sie musste ihren Appetit in den Griff bekommen und wirklich ernsthaft Sport treiben, wenn sie diese Pfunde loswerden wollte. Immerhin war die Vorbesitzerin erst zwanzig - ein Neuanfang war fällig.
Als das Tageslicht schwand, lehnte sie sich mit ihrer Tasse an das Fenster und spähte über das Übungsgelände hinaus. Hmm, wo waren all die Soldaten hin verschwunden?

Plötzlich lenkten Schritte ihre Aufmerksamkeit wieder nach draußen. Ihr Herz raste; das Training musste beendet sein. Den Becher fest in der Hand, rang sie mit dem Drang, die Tür aufzureißen und nach draußen zu rufen. Der Atem stockte ihr in der Kehle, Aufregung und Beklemmung wirbelten in ihr herum. War es Richard Hawthorne?

Sie atmete ein paar Mal tief durch, um ihre Fassung wiederzuerlangen, setzte ein Lächeln auf und stieß die Haustür auf. Gerade als sie "Willkommen zurück" sagen wollte, erstarrte sie beim Anblick der großen, imposanten Gestalt, die in ihrem Wohnzimmer stand.

Eliza verlor ihren Gedankengang. Er stand da, mit sonnengebräunter Haut, durchtrainierten Muskeln und auffallend gutem Aussehen; er sah aus wie ein Mann, der von der Sonne selbst geboren wurde. Wie um alles in der Welt war er bei jemandem wie ihr gelandet? Sie schluckte schwer, als ihr bewusst wurde, wie fehl am Platz sie sich fühlte. In jeder anderen Welt wäre dieser Mann ein Star - doch hier stand er in ihrer winzigen Wohnung.

Kapitel 3

Eliza Blackwoods Lächeln gefror auf ihrem Gesicht, aber für Richard Hawthorne war es einfach unangenehm. In dem Moment, in dem sie grinste, verwandelte sich ihr ganzer Gesichtsausdruck in etwas Unsympathisches, verdeckte ihre Augen wie eine Maske aus Fleisch, und alles an ihr schien nicht zu stimmen. Er konnte nicht anders, als einen finsteren Blick aufzusetzen; die Atmosphäre im Raum verdichtete sich augenblicklich.

Ich bin zurück", stammelte Eliza und ihr Herz raste.

Richard schnupperte an der Luft und nahm den scharfen Geruch von Waschmittel wahr. Seine Augen schweiften durch das Zimmer und er war überrascht, dass es ausnahmsweise wirklich sauber war. Es war wie ein Wunder - wer hätte gedacht, dass sie in der Lage war, aufzuräumen? Bei den schicken Hemden und frisch gebügelten Hosen musste er innerlich kichern. Welches neue Drama bahnte sich jetzt an?

Er marschierte hinüber zu seinem Schlafzimmer und schlug die Tür zu, wobei das Geräusch durch die Wohnung hallte.

Richard Hawthorne, du...", keuchte Eliza und hielt sich schockiert den Mund zu. Das war nicht das, was sie sagen wollte. Isabella Fairbornes Zorn haftete noch immer wie ein Schatten an ihr.

Richard kam mit neuen Kleidern aus seinem Zimmer und warf ihr einen verächtlichen Blick zu. 'Was jetzt? Suchst du Streit?' Er wusste, dass das Putzen nicht ihre Art war; es musste wieder um Geld gehen. Er hatte ihr nichts mehr zu geben.

Eliza senkte ihren Blick, verstummte durch seine Anwesenheit.

Mit einem abweisenden Brummen marschierte Richard ins Bad, und bald erfüllte das Geräusch von fließendem Wasser den Raum. Sie stand unbeholfen im Wohnzimmer und wollte ihn fragen, was er zum Abendessen geplant hatte, aber ihr fehlte der Mut. Gerade als sie den Mut aufbrachte zu sprechen, klopfte es laut an der Tür.

Bevor sie sie erreichen konnte, rief eine Stimme: "Samuel, ich gehe zum Abendessen in die Kantine. Komm später nach.

Okay!", kam die gedämpfte Antwort aus dem Badezimmer.

Eine kleine Stimme in ihr schrie: 'Ich kann kochen! Aber sie zügelte sie schnell - in der Küche gab es sowieso nichts, was man zubereiten konnte. Es sah so aus, als ob eine Schüssel mit einfachen Nudeln genügen müsste.

Richard stürmte aus dem Badezimmer, sah Eliza in Gedanken versunken und wich angewidert zurück. 'Steh nicht so herum. Wenn der alte Edward zu Hause ist, gehst du mir aus dem Weg. Ich will nicht, dass du Ärger machst.

Eliza lächelte bitter vor sich hin. Sie zog sich in ihr Zimmer zurück und wurde wieder einmal daran erinnert, dass sie unerwünscht war. Isabella Fairborne hatte ihr das schmerzlich klar gemacht, aber sie hätte nie erwartet, dass sie so eine rohe Verachtung zu spüren bekam. Das war etwas, das Eliza jetzt ertragen konnte, aber die alte Frau hätte das nicht ertragen.

Wen wollen Sie mit diesem Gesicht beeindrucken?

Sie stand da und starrte vor sich hin, beinahe hätte sie die Tür aufgerissen, um ihren Frust an ihm auszulassen. Doch als sie ihr Spiegelbild betrachtete, knallte sie den Spiegel zu. Der Anblick ihrer selbst war zu unerträglich; wie konnte sie erwarten, dass jemand anderes ihn zu schätzen wusste?

Frustriert zupfte sie an ihrem Haar. Eine Veränderung war unumgänglich - notwendig, sogar unerlässlich.

Nachdem sie überall nach Papier und einem Stift gesucht hatte, um ihre Gedanken aufzuschreiben, ließ sie sich niedergeschlagen in einen Stuhl fallen. Toll, was hatte sie nur getan, dass sie an diesem Ort und in diesem Körper festsaß? Vor allem, weil Isabella Fairbornes Einstellung immer noch anhielt. Konnte sie angesichts einer solchen Absurdität durchhalten?
Ihr Magen knurrte, und sie seufzte; wenn das so weiterging, würde sie bestimmt zunehmen.

Mit einem Knarren fiel die Haustür zu - Richard war weg. Eine Welle der Erleichterung überflutete Eliza und brachte sie fast dazu, über ihre eigene Schwäche zu lachen. Wann hatte sie angefangen, sich vor irgendjemandem zu fürchten? Früher war sie furchtlos überall hingegangen!

Die Dämmerung hüllte die Straße draußen ein, und sie dachte, dass jetzt vielleicht ein guter Zeitpunkt wäre, sich hinauszuschleichen. Sie schnappte sich eine Tüte mit Müll, den sie zuvor gesammelt hatte, und machte sich auf den Weg nach unten. Im vierten Stock zu wohnen hatte seine Vorteile; sie stieß auf dem Weg nach unten mit keiner Menschenseele zusammen. Nachdem sie den Müll weggeworfen hatte, beschloss sie, einen entspannten Spaziergang zu machen.

Die Straßenlaternen flackerten schwach und warfen unheimliche Schatten auf das überwucherte Gras, in dem unsichtbare Insekten zirpten. Der kürzliche Regen hinterließ einen Hauch von Frische in der Luft, und sie breitete ihre Arme aus und atmete tief ein - was für eine Erleichterung, zu atmen.

Als sie nach oben blickte, war der Himmel tiefschwarz und ohne einen einzigen Stern; wie schön wäre es gewesen, wenn auch nur ein Licht geleuchtet hätte.

Dieser Ort fühlte sich so verlassen und doch so ruhig an; sie schaute sich noch einmal um und vergewisserte sich, dass niemand in ihre Einsamkeit eindringen würde. In diesem erholsamen Moment konnte sie es sich nicht entgehen lassen, ein wenig zu trainieren - schließlich sehnte sich ihr Körper schon lange nach diesem Nervenkitzel. Früher war sie dank der Yogastunden fit gewesen; von heute Abend an würde sie sich dem Sport widmen. Mit ein bisschen Disziplin würde sie in kürzester Zeit ein paar Pfunde loswerden.

Aber es heißt, man braucht Übung, um wieder fit zu werden. Als sie die Arme hob, musste sie ernüchternd feststellen, dass das Gewicht schwerer war, als sie es in Erinnerung hatte, und sie konnte nicht einmal die Arme über den Kopf heben. Yoga? Das würde schwierig werden.

Ihre Arme fielen schwer auf ihre Seiten und Verzweiflung überkam sie. Wenn es so sein sollte, musste sie eben laufen. Sie setzte ihren Spaziergang fort und stieß schließlich auf ein Stück zugewachsener Gartenbeete. Sie blinzelte und war aufgeregt - wenn sie sich richtig erinnerte, hatten die Familien kleine Beete für die Gartenarbeit, und sie hätte schwören können, dass sie ihren Anteil in der Nähe gesehen hatte.

Wo war es noch mal?

Ah, das dürre, von Unkraut überwucherte Beet - das musste ihres sein. Sie erinnerte sich daran, wie Agnes Blackwood anfangs bei der Pflege der Pflanzen geholfen hatte, doch dann überkam sie die Scham, als sie sich daran erinnerte, dass sie Agnes' vierjährigem Sohn Thomas Kekse gestohlen hatte. Welch niedriges Verhalten.

Sie ging in die Hocke, um die Pflanzen zu begutachten, und entdeckte einige Raps-, Auberginen- und Paprikapflanzen, die gerade sprießen. Sie gediehen prächtig, und ihre Stimmung hellte sich ein wenig auf. Vielleicht würde sie sich morgen wirklich bemühen, diesen Garten in Ordnung zu bringen.

Angesichts der Absurdität ihrer Situation - ihre Seele ist intakt, aber sie ist in einem fremden Körper gefangen - fühlte sie sich wie ein Dieb in dieser neuen Welt, der ängstlich versucht, sich anzupassen. Wenigstens hatte sie jetzt eine Aufgabe, die ihr einen Hoffnungsschimmer gab.

Nach unzähligen Runden durch den Garten, erschöpft und schließlich dem Hunger erliegend, machte sie sich auf den Weg nach Hause. Unterwegs stieß sie mit ein paar Leuten zusammen, senkte den Kopf, beschleunigte ihren Schritt und seufzte innerlich. Würde das jemals enden?
Zu Hause war Richard immer noch nicht zurück. Sie knipste das gedämpfte Licht an, und das vertraute Summen einer flackernden Glühbirne begrüßte sie. Ein Schwarm winziger Käfer umkreiste die Glühbirne, und sie bemerkte, dass das Fenster keinen Sichtschutz hatte - großartig, genau das, was sie brauchte - Moskitos, um ihre nächtliche Plage zu begleiten.

Nachdem sie eine gefühlte Ewigkeit halbherzig auf dem Stuhl gesessen hatte, stellte sie fest, dass es keine Unterhaltung gab. Nicht einmal einen Fetzen Papier konnte sie irgendwo auftreiben, und ihre Gedanken rasten vor Frustration. Aus Angst vor der Einsamkeit duschte sie, legte sich ins Bett und versuchte, Schafe zu zählen - ein Schaf, zwei Schafe - und schlief schließlich ein.

Der Morgen wurde durch das laute Horn der Rekruten draußen eingeläutet. Sie richtete sich auf und war einen Moment lang verwirrt, bis sie die ungewohnten Fleischrollen an ihrem Bauch bemerkte. Die Realität traf sie - das war der Körper, den sie jetzt hatte und mit dem sie neu begann.

Kapitel 4

In ihren Kleidern lehnte Eliza Blackwood am Fenster und blickte auf den Truppenübungsplatz unter ihr. Reihen von Mannschaften führten in perfekter Harmonie Übungen aus, ihre Bewegungen waren klar und synchron. Die Morgenluft war erfrischend, noch kühl auf ihrer Haut, und für einen Moment schloss sie die Augen und genoss die Erfahrung, während sie den gleichmäßigen Rhythmus des Trompetensignals auf sich wirken ließ. Es war ein schöner Start in den Tag.

Sie seufzte leise und fragte sich, wie lange Eleanor Blackwood noch Seite an Seite mit Richard Hawthorne gehen würde. Aber egal, was vor ihr lag, sie musste das Beste aus dieser Situation machen. Schließlich trug sie jetzt die Haut von Isabella Fairborne, und es gab Verantwortlichkeiten zu erfüllen.

In diesem Moment grummelte ihr Magen und erinnerte sie daran, dass sie ein Frühstück brauchte. Sie lächelte trocken vor sich hin - es war ja nicht so, dass das Verpassen des Frühstücks früher ein Problem gewesen wäre. Eliza öffnete die Tür und trat hinaus; Richard Hawthornes Schlafzimmertür war noch geschlossen, und das Wohnzimmer sah genauso aus wie am Abend zuvor - muffig und unberührt. Ein kurzer Spritzer Wasser im Gesicht würde ihr helfen, aber das Wichtigste zuerst: Sie musste sich selbst ernähren.

Gestern hatten sie noch etwas Grünzeug im Kühlschrank gehabt. Jetzt war er leer. Mit einem resignierten Achselzucken machte sie sich eine schnelle, fade Schüssel Nudeln. Nachdem sie aufgeräumt hatte, durchstöberte sie noch einmal die Wohnung nach Werkzeugen, fand aber nichts. Ihrer Erinnerung nach gab es in Agnes Blackwoods Wohnung reichlich Vorräte. Mit grimmiger Entschlossenheit beschloss sie, dass es an der Zeit war, ihren Stolz zu überwinden und nach oben zu gehen, um sich etwas zu leihen.

Als sie die Treppe hinaufstieg, begann ihr Herz zu rasen. Seit sie Thomas Whitaker einen Keks gestohlen hatte und Agnes sie gründlich zurechtgewiesen hatte, war die Luft zwischen ihnen eisig gewesen. Diesmal würde sie wirklich alles riskieren.

Gerade als sie oben ankam, kam eine junge Frau in einem weißen, mit blauen Blumen geschmückten Kleid und weißen Absätzen die Treppe herunter. Instinktiv wich Eliza zur Seite, um sich auf die Begegnung vorzubereiten. Doch die Frau, Fiona O'Malley, warf ihr eine abschätzige Bemerkung zu: "Ach komm schon, du stehst wirklich im Weg".

Der Ton war scharf, und Elizas Wangen erröteten. Sie war noch nie so herablassend behandelt worden. Sicher, sie war übergewichtig, aber warum war das eine Einladung für die Leute, sie herabzusetzen? Wut flammte in ihr auf - das war nicht nur ihr Gefühl; es war Isabellas Groll, der an die Oberfläche brodelte. Eliza atmete tief durch und kontrollierte ihren Drang zu reagieren, ließ den Moment verstreichen, während sie die letzten Stufen hinaufging.

Fiona, eine Lehrerin, die für ihr Aussehen und ihren Charme bekannt war, genoss es, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Doch hinter ihrem Selbstbewusstsein verbarg sich ein tief sitzendes Gefühl der Überlegenheit. Ihre Familie stammte aus altem Geld, und da ihr Mann die Bequemlichkeit dem Luxus vorzog, lebten sie in einer Militärunterkunft - ein Status, der ihr das Gefühl gab, in der Gemeinschaft wichtig zu sein. Für Eliza hätten solche Dinge weniger wichtig sein müssen, aber Isabella sah Fiona als unantastbar an, genährt von Neid und Unsicherheit.
Fiona O'Malley schaute auf Elizas breiten Rücken und schnaubte leise: "Ich wette, Sie werden es nicht wagen, mich zur Rede zu stellen.

Eliza verstand die Bemerkung und erstarrte mitten im Schritt. Über das Geländer hinweg warf sie Fiona einen kalten Blick zu. Die vorherige Fassade der Angst hatte Risse bekommen - jetzt war es Gleichgültigkeit.

Fiona, verblüfft von der Verachtung in Elizas Augen, zögerte. Das war neu. Es muss sie verunsichert haben; sie schaute auf ihre Uhr. Oh nein, ich werde zu spät kommen", murmelte sie, bevor sie die Treppe hinunter eilte.

Diese kurze Begegnung entfachte eine Flamme in Eliza. Sie war es leid, die Pointe zu sein. Wenn sie nicht mehr herumgeschubst werden wollte, musste sie sich selbst in Szene setzen und allen zeigen, dass sie es wert war, beachtet zu werden.

Sie nahm ihren Mut zusammen und klopfte an die Tür von Agnes Blackwood.

Eine süße Kinderstimme rief von drinnen: "Wer ist es? In dem Moment, in dem sich die Tür öffnete, weiteten sich die Augen des Kindes auf superdramatische Weise. 'Mama! Die böse Frau ist wieder da!'

Eliza zuckte vor der Tür zusammen, wie gedemütigt. Agnes kam heraus, und ihre Züge waren von Überraschung gezeichnet. Ihr Haar war ordentlich gestylt, und sie sah frisch und vorzeigbar aus. Wow, dachte Eliza, das war eine drastische Veränderung gegenüber der üblichen Schlampigkeit. Aber als sie sich an den Vorfall mit dem Keks erinnerte, wurde Agnes' Gesichtsausdruck eisig. 'Was willst du?'

'Es tut mir leid, Agnes Blackwood', sagte Eliza und zwang sich zu einem Lächeln. 'Ich weiß, ich habe Mist gebaut. Bitte, verzeih mir. Du bist doch ein größerer Mensch, oder?

Thomas lugte hinter Agnes hervor und weinte. 'Mama, lass sie nicht rein!'

Aber Agnes, die versuchte, den Frieden zu bewahren, seufzte. 'Wenn es dir wirklich leid tut, ist das nicht schlimm. Geh einfach zurück, okay? Ich muss auf die Kinder aufpassen.' Trotz alledem war sie immer noch Richard Hawthornes Verlobte, und diese Beziehung hatte ihre eigenen Komplexe - es war besser, die Dinge zivilisiert zu halten.

Eliza holte tief Luft und verdrängte die Unbehaglichkeit. Ich wollte mir eigentlich nur eine Schaufel leihen, um das Unkraut in meinem Garten zu entfernen.

Agnes hielt inne, Zögern flackerte über ihr Gesicht. Schließlich lenkte sie ein und zog ihren Sohn wieder hinein. 'Komm rein.'

Eliza betrat die Wohnung, ihr Magen drehte sich vor Nervosität. Die Einrichtung spiegelte ihre eigene wider - ein bescheidener Raum ohne Sofa, nur mit einem kleinen Esstisch und ein paar Stühlen, die Wände geschmückt mit einem Familienfoto, ein paar Wildblumen auf dem Tresen. Es fühlte sich sauber an, wohnlich und gemütlich.

Als Agnes nach hinten verschwand, um eine Schaufel zu holen, beäugte Thomas Eliza misstrauisch. Du kannst unser Essen nicht mehr haben. Das letzte Mal habt ihr uns das ganze Haus leergefressen!

In diesem Moment kam sich Eliza absolut lächerlich vor, wie sie da stand, mit brennenden Wangen, weil sie sowohl von einem Kind als auch von einem Erwachsenen gemustert wurde. Nach nur zehn Minuten war sie bereits die Lachnummer.

Thomas, ein vierjähriges Energiebündel, konnte sie körperlich nicht bewegen, kompensierte dies aber durch einen Tritt gegen ihr Schienbein. Eliza unterdrückte den Drang, sich zu revanchieren. Glücklicherweise kam Agnes mit der Schaufel zurück und griff schnell ein. Was machst du da?", schimpfte sie mit Thomas.

Mama, sie hat auf unser Essen gestarrt", behauptete er.

Agnes reichte Eliza die Schaufel und warf ihr einen entschuldigenden Blick zu. 'Du solltest jetzt lieber wieder gehen. Wir können es nicht gebrauchen, dass du hier herumhängst.
Eliza senkte ihren Blick, murmelte ein Dankeschön und ging zur Tür. Kurz bevor sie hinausging, drehte sie sich um und fügte hinzu: "Es tut mir leid.

Diese Entschuldigung galt nicht ihr selbst, sondern den bitteren Erinnerungen, die sich in Isabellas Gedächtnis eingeprägt hatten. Kinder hatten die Angewohnheit, ihre Emotionen offen zu legen - sie hatten alles offen vor sich liegen. Irgendwo in ihren Herzen konnten sie durch jede Maske hindurchsehen.

Mit der flachen Schaufel in der Hand zog sich Eliza die Treppe hinunter zurück. Der gestrige Regen hatte die Dinge abgekühlt, aber jetzt kam die Hitze zurück, wie eine Erinnerung an die harte Arbeit, die vor ihr lag. Sie hockte in ihrem kargen Garten und ihr Körper beschwerte sich schon bei dieser kleinen Aufgabe. Wie konnte sie erwarten, ihr Leben zu ändern, wenn sie etwas so Einfaches wie das hier nicht bewältigen konnte?

Selbst die kleinste Anstrengung fühlte sich monumental an. Aber Veränderung - echte Veränderung - brauchte Zeit und eine Menge Schweiß.

Kapitel 5

Eliza Blackwood wischte sich über die Stirn und hackte konzentriert das Unkraut aus ihrem kleinen Gemüsebeet. Ihre Arme schmerzten von der Anstrengung, eine dumpfe Erinnerung an die Stunden, die sie über die schwüle Erde gebeugt verbrachte. Erinnerungen an ihre Kindheit bei der Familie Hawthorne wurden wach - die sonnendurchfluteten Tage auf den Feldern, an denen ihre älteren Geschwister Unkraut zupften, während sie wie ein lästiger kleiner Schatten hinterherlief. Sie gaben ihrem Spielbedürfnis nach und schirmten sie von der Arbeitslast ab, aber jetzt saß die Einsamkeit der letzten Jahre tief in ihrem Herzen. Würden Thomas und Margaret überhaupt noch an sie denken?

Die Hawthornes waren familienorientiert, und auch wenn sie nicht mehr da war, würden Richard und Margaret gut ohne sie zurechtkommen. Eliza stand auf, wischte sich den Schweiß von den Wangen und dehnte ihre schmerzenden Arme und Beine. Sie betrachtete das frisch gerodete Stück Erde hinter sich, dann drehte sie sich um und betrachtete die verbleibende Reihe von Pflanzen - nur noch ein oder zwei Schritte bis dahin. Ein unerwarteter Schwall von Stolz überkam sie.

Sobald sie den Boden für die kleinen Pflanzen gelockert hatte, konnte sie den gesamten Speiseplan für den Sommer zusammenstellen, ohne jemals einen Fuß auf einen Markt gesetzt zu haben.

Der größte Teil dieses letzten Abschnitts war mit Bok Choy bepflanzt worden. Sie waren von Unkraut überwuchert, wahrscheinlich wegen Überfüllung. Sie erinnerte sich an Richards Worte von vor langer Zeit: "Wenn sie zu dicht stehen, dünne sie aus; gib ihnen Platz zum Wachsen."

Als sie sich hinhockte und sich anschickte, die Pflanzen zu sortieren, hörte sie eine Stimme in der Nähe.

"Fang damit an, die großen zu pflücken, lass die kleineren gedeihen. Die größeren kannst du essen."

Die Stimme gehörte zu Agnes Blackwood. Eliza stand schnell auf, ihr Herz raste. "Agnes!"

Agnes' Gesichtsausdruck wurde etwas weicher. "Die Sonne steht hoch, übertreibe es nicht. Du bekommst einen Hitzeschlag."

"Stimmt." Eliza nickte und versuchte, ihre Erschöpfung zu verdrängen.

Agnes hielt sich nicht lange mit einem Gespräch auf und ging in ihren eigenen Garten. Eliza warf einen Blick auf die spärlichen Reihen von Bok Choy dort drüben; sie mussten zu oft gepflückt worden sein, dürr von der Überernte.

Sie beobachtete, wie Agnes eine Weile in ihrem Beet herumschlenderte, bevor sie ein paar Gurken pflückte. Eliza nutzte die Gelegenheit, hockte sich wieder hin und zog ein größeres Bündel Bok Choy heraus und ging eilig zu Agnes hinüber, bevor diese gehen konnte. "Hier, nimm das, Agnes. Ich weiß, ich habe mich in der Vergangenheit ein wenig daneben benommen. Tu mir einen Gefallen und sei mir nicht böse?"

Agnes starrte entgeistert und mit vor Überraschung geweiteten Augen, als Eliza ihr das Bündel in die Arme drückte.

"Du kannst es gerne haben", betonte Eliza mit einem verlegenen Lächeln und versuchte, die Röte zu ignorieren, die ihr ins Gesicht stieg.

"Äh ... danke", murmelte Agnes und sah Eliza an, als wäre sie eine Fremde. "Du solltest bald nach Hause gehen und Mittagessen machen."

'Ja, geh du nur, Agnes. Ich mache hier fertig und bringe dir später deinen Spaten vorbei', versprach Eliza.

Agnes ging mit einem verwirrten Blick weg und fragte sich, was eine so plötzliche Veränderung in Eliza ausgelöst hatte. Wenn sie doch nur so höflich und freundlich bleiben könnte. Warum hatte sie sich früher überhaupt mit Eliza eingelassen? Damals dachte Agnes, Eliza sei nur eine dumme Frau, eine Ablenkung für Samuel, während ihr eigener Mann, Thomas, voller Versprechungen war. Erinnerungen an ihre frühere Freundschaft wurden wach, aber sie wurden bald von der brennenden Erkenntnis verdrängt, dass sie einen Sohn hatte, an den sie denken musste.
Eliza konzentrierte sich wieder auf ihre Aufgabe und beendete das Unkrautjäten, doch ihr Magen knurrte. Was sollte sie zum Mittagessen kochen? Die wenigen Nudeln, die sie hatte, waren alle weg, so dass sie nur noch Reste übrig hatte. Das konnte nicht gut gehen; der Gedanke an ein karges Gemüsebeet würde sie nicht satt machen.

Sie kniete nieder, um eine Handvoll zarten Bok Choy zu pflücken, und dachte an das Fladenbrot, das sie braten könnte, wenn sie nur die paar Münzen strecken könnte - für 4,60 Dollar bekommt man heutzutage nicht mehr viel.

Was für ein Leben sie doch führte. Wollte sie Richard Hawthorne wirklich noch einmal um Hilfe bitten?

Der Gedanke an seine große, kräftige Statur ließ einen Schwall Wärme in ihre Wangen steigen. Reiß dich zusammen, Eliza", schimpfte sie im Geiste mit sich selbst.

Als sie sich dem Übungsgelände näherte, schirmte sie ihre Augen gegen die Sonne ab und hielt Ausschau nach einem Zeichen der Soldaten. Der Klang eines langen Pfiffs drang durch die Luft und hallte durch den Stützpunkt. Wahrscheinlich war es für sie an der Zeit, für heute Schluss zu machen. Sie beschleunigte ihren Schritt, um der Menschenmenge zu entgehen. Trotz ihres schnellen Gangs kreuzte sie immer noch den Weg einiger Leute, darunter Agnes' Ehemann William Carleton.

"William Carleton", grüßte sie einfach und versuchte, ihre Nervosität zu unterdrücken.

Er warf ihr einen überraschten Blick zu, wobei sein Blick auf dem Schmutz auf ihrer Hose und der Hacke in ihrer Hand verweilte. Sieht aus, als hättest du im Garten gearbeitet, hm? Ich wusste gar nicht, dass du so auf Hausarbeit stehst."

Eliza spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg. Sie zog den Kopf ein, eilte die Treppe hinauf und schlüpfte in ihre Wohnung.

Zu Hause warf William einen Blick auf den Esstisch und sah überrascht, dass zwei Gerichte auf ihn warteten: Knoblauchgurke und sautierter Bok Choy. Er strahlte und rief aus: "Liebling, es ist, als wäre ich in die Twilight Zone gefallen! Zwei Gerichte? Heute muss mein Glückstag sein!"

Agnes, die den dampfenden Reis brachte, runzelte leicht die Stirn. Du scheinst dich für nur zwei Gerichte sehr zu freuen.

Er schnappte sich ein Brötchen und nahm einen Bissen. Du glaubst gar nicht, was sie in der Kantine verlangen! Da sind mir gedämpfter Reis und ein paar Teller zu Hause allemal lieber.' Seine Stimme wurde ernst. Sobald es Papa besser geht und ich meinen Gehaltsscheck bekomme, möchte ich, dass du dir ein neues Kleid kaufst.

Agnes ließ sich neben ihn plumpsen. Apropos Essen, weißt du, woher dieser Bok Choy kommt?

Ich dachte, wir hätten welchen im Garten wachsen", sagte er verwirrt.

'Nein', gluckste sie. Der ist aus dem Garten von Samuel Hawthorne.

'Moment, sie hat uns ihren Bok Choy geschenkt?' William starrte sie mit großen Augen an.

Agnes erzählte von der Begegnung und endete mit einem Seufzer. Wenn Eliza so weitermachen könnte, wäre ich glücklich. Aber andererseits, wer weiß? Morgen könnte sie wieder zu ihren alten Gewohnheiten zurückkehren. Samuel ist ein guter Kerl, aber es passt einfach nicht zusammen - warum sollte jemand wie er jemanden wie sie heiraten?

William dachte einen Moment lang nach. Nun, wenn sie sich zum Besseren wandelt, ist das ein Gewinn. Vielleicht merkt Samuel das und ermutigt sie mehr."

Agnes errötete und spöttelte leicht. 'Du bist zu voreilig. Lass uns einfach abwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Wir wollen doch jetzt nicht unser Glück verhexen.'

William nickte feierlich und dachte über ihre Worte nach.
Während Agnes sich über Elizas plötzlichen Sinneswandel aufregte, ließ sich Eliza selbst ins Bett fallen, wusch sich das Gesicht und sank völlig erschöpft in die Laken. Es spielte keine Rolle, dass sie jetzt schwerer war; wenn sie so viel Dreck schleppte, wäre sie sowieso tot gewesen.

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